Mondorfer Geschichte(n)
Die Kallboys wollen an dieser Stelle Geschichte und Geschichten aus und rund um Mondorf erzählen. Da die Recherchen sich teilweise auf Augenzeugenberichte stützen ist dies nur durch viel herum fragen möglich und entsrechend Zeitaufwendig. Daher erscheinen die Mondorfer Gechichte(n) in unregelmäßigen Abständen. Viel Spaß beim Schmökern.
Es werden jeweils 5 Geschichten pro Seite angezeigt.
Die Mondorf³-Tour:
Von Mondorf über Mondorf nach Mondorf – und zurück
Wer im Internet nach Mondorf sucht, der stößt möglicherweise auf ein anderes Mondorf, als das Mondorf am Rhein, aus dem die Kallboys kommen. Zum Einen wäre da Mondorf-les-Bains in Luxemburg, zum Anderen ein kleiner Ortsteil von Merzig an der Saar, der sich Mondorf nennt. Irgendwann beim Kegeln reifte die Idee, sich diese beiden anderen Mondorfs einmal anzuschauen.
An einem Samstagmorgen im August 2011 ging es los. Ein Team bestehend aus den Kallboys Kall-Heinz, Kall-Holle und Kall-Tobb startete gegen 11 Uhr und verließ Mondorf per Fähre Richtung Westen.
Wegen des Dauerstaus aufgrund der Baustelle auf der A565 wurde Bonn großzügig westlich umfahren. Dann ging es weiter auf der A565, übers Kreuz Meckenheim auf die B257 und dann gemütlich durch das Ahrtal. Hinter dem Nürburgring wurde erst mal Rast gemacht.
Freunden schneller Autos kann man eine Rast an der B257 nur empfehlen. Wir saßen in einem Restaurant in Müllendorf, direkt an der Straße, und während wir aßen sahen wir einige interessante Autos, von diversen Porsches, über einen Vorkriegs-Bentley, eine AC Cobra und sogar ein Rolls-Royce Corniche Cabriolet.
Nach einer Stärkung ging es weiter durch die Eifel. Dabei benutzten wir hauptsächlich Nebenstrecken. Am Nachmittag erreichten wir Trier und fuhren dann die Saar hinauf bis Merzig und schließlich in den Ortsteil Mondorf.
Mondorf im Saarland hat ca. 300 Einwohner und empfing uns bei strömendem Regen, so dass der Ort ein wenig ausgestorben wirkte. Unser tapferer Kameramann verließ dennoch das Auto, um ein wenig zu filmen. Mondorf (Merzig) hat eine schöne Kirche, die der von Mondorf (Niederkassel) ein wenig ähnlich sieht. Außerdem gibt es einen Sportplatz und ein paar Gaststätten, die allerdings ungünstigerweise alle geschlossen hatten. Ansonsten liegt dieses Mondorf eingebettet in eine Landschaft aus grünen Hügeln.
Nachdem wir unser erstes Mondorf verlassen hatten, fuhren wir wieder die Saar entlang, zurück nach Trier und dann weiter nach Schweich an der Mosel, wo wir uns in einem kleinen Hotel mit feiner Gastronomie einquartiert haben.
Am darauf folgenden Sonntagmorgen fuhren wir nach einem guten Frühstück erstmal über die Mosel ins auf der anderen Seite gelegene Longuich um dort Wein zu kaufen. Anschließend ging es dann über die Autobahn zur luxemburgischen Grenze und rein nach Wasserbillig. Entlang der Hauptstraße, an die sich eine Tankstelle nach der anderen reiht, ging es über die luxemburgische N10 nach Mondorf-les-Bains.
Das nächste Mondorf hat gleich drei Namen: der französische Name Mondorf-les-Bains heißt übersetzt ins Deutsche Bad Mondorf und im Luxemburgischen Munneref. Außerdem ist der Ort genaugenommen zweigeteilt, denn die Grenze zu Frankreich teilt den Ort in einen (größeren) luxemburgischen Teil und einen (kleineren) französischen Teil. Zur Unterscheidung hat der französische Teil ein "f" mehr im Namen und schreibt sich "Mondorff". Bei unserem Besuch blieben wir aber hauptsächlich in Bad Mondorf auf der luxemburgischen Seite.
Den Zusatz "Bad" hat sich das luxemburgische Mondorf verdient. Weitläufige Parkanlagen mit Kurhaus und Schwimmbad laden zum Verweilen ein. Die Architektur des Ortes hat schon einen deutlichen französischen Touch. Auch Bad Mondorf hat eine Kirche, die wir natürlich besuchten.
Auch wenn die Kirche von außen schlicht wirkt, so ist sie doch im Innern sehr prunkvoll eingerichtet, mit einer aufwendig gestalteten Orgel, Fresken in der Decke über dem Altar und wunderschön farbigen und detailgenauen Fenstern. Wer in Bad Mondorf verweilt, dem sei der Besuch der Kirche empfohlen.
Ansonsten sei noch zu erwähnen, dass just an diesem Sonntag die Feuerwehr von Bad Mondorf ein Fest veranstaltete. Es gab Gegrilltes, man konnte sich das Spritzenhaus ansehen und die Fahrzeuge waren ausgestellt. Wir sahen ein TLF 3000 auf Basis Mercedes 1017, einen Renault Leiterwagen, einen Ford Transit Mannschaftswagen und ein TLF 2000. Einer der Feuerwehrmänner war sogar so nett uns ein Fahrzeug aufzuschließen und die Ausstattung zu zeigen.
Am Nachmittag verließen wir Bad Mondorf und nach einer kurzen Stippvisite am Europa-Museum in Schengen fuhren wir zurück in "unser" Mondorf am Rhein.
Zum Schluß bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wie spricht man denn den Namen der anderen Mondorfs aus? Das von uns gar nicht so weit entfernte Monheim am Rhein spricht sich ja mit Langem "O", also quasi "Mohnheim". Mondorf am Rhein wird aber immer wie "Monndorf" ausgesprochen. Wir wollten auf der Reise auch herausfinden, wie die anderen Mondorfs ausgesprochen werden, und ob eventuell ein "Mohndorf" dabei ist. Machen wir's kurz: auch die Einwohner von Mondorf-les-Bains und von Merzig-Mondorf sprechen ihren Ort mit kurzem "O" aus – eben wie "Monndorf".
Den Film zu dieser Reise kann man sich übrigens in unserer Videothek anschauen. Viel Spaß dabei.
Wie ein Mondorfer Bastelbogen entsteht
Die Kallboys bringen Mondorf auf Pappe. Auf der Hompage www.kallboys.de können sich alle Mondorf-Fans Bastelbögen von Bauwerken, Fahrzeugen und Unikaten aus Mondorf und Umgebung kostenlos herunterladen.
Aber wie entsteht ein Bastelbogen?
Zunächst wird ein Vorbild ausgewählt und soviel wie möglich über das Objekt in Erfahrung gebracht. Dann wird geklärt, ob das Modell überhaupt angefertigt werden darf. Es werden Erlaubnisse vom Besitzer oder einer Firma, die Markenrechte am Objekt besitzt, eingeholt. Idealerweise können Pläne organisiert werden. Wenn dies nicht geht, erfolgt ein vor Ort Termin bei das Objekt vermessen wird und der Plan selbst angefertigt wird. Weiterhin werden Fotos von allen Seiten, sowie Detailfotos gemacht.
Mit diesem Material geht es dann an den Computer. Mit der Software Google Sketchup wird ein Dreidimensionales Abbild aus den Plänen gezeichnet. Hier werden bereits erste Farbflächen gefüllt.
Das fertige Modell wird dann in das Programm Pepakura importiert und in ein Zweidimensionalse Abbild zerlegt. Nach dem Sortieren und zurechtlegen der Einzelteile des Bastelbogens liegen die einzelnen Seiten als Bilddateien vor.
Diese erhalten dann den letzten Schliff durch Details und Schattierungen mithilfe eines Grafikprogramms. Nach dem Ausdrucken erfolgt ein Kontrollzusammenbau. Dieser dient dazu zu testen ob das Modell „baubar“ ist und sich keine Konstruktiven Fehler eingeschlichen haben. Das fertige Prototypmodel dient außerdem als Beispiel für die Bilder in der Anleitung. Diese wird ganz am Ende verfasst und zusammen mit den Einzelseiten des Bogens in eine PDF Datei zusammengefasst.
Das Geheimnis des Hungersteins
"Kein Wunder, dass der Rhabarber so schlecht ist, dat dat un dat nit jeklapp hätt oder wenig Fische gefangen wurden. Der Hungerstein ist ja auch zu sehen". Schon immer wurde der Hungerstein herangezogen, wenn die Zeiten in Mondorf schwer waren.
Hungersteine finden sich vielerorts an Flüssen. Es sind große Findlinge im Flussbett oder in Ufernähe, die bei normalem Wasserstand unter der Wasseroberfläche liegen. Nur bei Niedrigwasser sind sie sichtbar. Meist gehen damit Perioden der Trockenheit einher, sodass die Ernten und Fischfangerträge entsprechend schlecht ausfielen. Aber auch in Zeiten, als besonders harte Winter häufiger waren, stand der Rhein durch Eisgang und wenig nachfließendes Wasser niedrig und entließ den Hungerstein aus den Fluten. Hungersnöte, Einstellung der Schifffahrt, Kältewellen und Trockenheit brauchten einen Sündenbock - den Hungerstein.
Diese Aufnahme entstand etwa 1973/74
Die Geschichten, die im Zusammenhang mit dem Hungerstein in Mondorf erzählt werden, variieren. Manchmal sind es die Fischer, die bei einer Hungersteinsichtung wussten, dass sie einen schlechten Fang machen würden. In einer anderen Version wird von schlechten Heuernten auf der Schanz (der Landzunge zwischen Sieg und Rhein) berichtet. Aber auch die schweren Nachkriegsjahre (1946/47) schiebt man dem Hungerstein zu, denn in diesen Jahren herrschte auch Niedrigwasser.
Der Stein wird bemeißelt
Diese Hassliebe führte dazu, dass Mondorfer Bürger die Jahreszahlen auf dem Stein notierten, wenn er sichtbar war. Manchmal wurde der etwa einen Meter im Durchmesser große Findling bemalt, manchmal wurden die Jahreszahlen eingeritzt oder gar gemeißelt.
Der Hungerstein lag im Oberstrom der heutigen Lux-Werft in Höhe der Querstraße zum Rhein ("Hummerich") etwa bei Rheinkilometer 660,6 und 660,7 unweit des Lokals Rheingold (ehemals "Zum Anker").
Das "x" markiert die Stelle.
Doch wo ist der Mondorfer Hungerstein heute?
War diese Untiefe eine Gefahr für die Schifffahrt und wurde deswegen entfernt? Das Wasserschiffahrtsamt jedoch, so versicherte man uns, hat ihn nicht weggeräumt. Auch Umfangreiches nachforschen bei Mondorfern die den Stein noch mit eigenen Augen gesehen haben, brachte den verbleib des Steines nicht ans Licht. Spekulationen wo er den sein könnte, hatte natürlich jeder zur Hand, jedoch blieben diese ebenso geheimnisvoll und mysteriös.
Damit wird das Ende der Geschichte zum Mondorfer Hungerstein wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben...
Ein herzlicher Dank für Informationen zu diesem Thema gilt Ernst Grosch, Herrn Roland Klinger und vielen ungenannten Mondorfern. Herr Klinger stellte uns freundlicher weise die beiden alten Fotos aus seiner umfangreichen Mondorf-Bildersammlung zur Verfügung.
Der Untergang der Florentine
Im Mondorfer Hafen liegt das Bootshaus Florentine. Sie dient dem Yacht Club Pirat Niederkassel (YCPN) schon viele Jahre als Bootshaus. Das Bootshaus kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, denn ursprünglich lag sie im Honnefer Hafen bei der Insel Grafenwerth. Sie war dort als "WSP Posten" eingesetzt. Auch zu diesem Zeitpunkt trug das Boot schon den Namen Florentine. Die Florentine diente als nur in den Sommermonaten betriebenes Büro der Wasserschutzpolizei Bonn. Zum Posten gehörte ein kleines offenes Motorboot, mit dem der Beamte vor Ort die südlichen Häfen des Amtsbereiches der WSP Bonn beaufsichtigen konnte. Die Florentine war auch bei den Polizeibeamten des Landes NRW beliebt, denn auf Behördenantrag konnte dort Urlaub gemacht werden. Als Ausstattung waren das Büro, zwei Zimmer sowie eine Wasch,- und Duschgelegenheit vorhanden. Gegen Ende 1986 Anfang 1987 wurde die Florentine an den YCPN verkauft, der es für seine Belange umbaute.
So tat die Florentine Ihren Dienst bis am 26. September 1987 die Frischwasserleitung undicht wurde und Wasser in den Bootsrumpf lief. Da nicht ständig jemand anwesend ist, ist der Schaden erst bemerkt worden als das Bootshaus auf Grund lag. Die Mondorfer Feuerwehr legte Ölsperren aus um ausgelaufenes Öl einzugrenzen, zu binden und anschließend zu entsorgen. Nach fast zwei Wochen konnte das Booshaus mit mehreren Pumpen ausgepumpt und gehoben werden.
Das zweite Bild zeigt das Boothaus im April 2011. Noch heute hat man Bedenken, das so was noch mal passieren könnte. Wenn Gäste am Steg festmachen werden sie auf folgendes hingewiesen:"Wenn Sie die "Örtlichkeiten" im Bootshaus aufsuchen, sollten Sie die Wasserversorgung mit dem Schalter außen aktivieren!"
Ein herzlicher Dank für Informationen zu diesem Thema gilt Herrn Rolf Gilles und Herrn Martin Blanck. Foto 1987: Eyke Moskopp
Fährgeschichten
Die folgenden Geschichten ereigneten sich, als es die L269 und die Bonner Nordbrücke über den Rhein noch nicht gab. Der Landweg nach Bonn war nur über Troisdorf - Meindorf - Geislar - Beuel - Kennedybrücke möglich. Diesen (Um-)Weg nahm man nur ungern in Kauf und so war das Verkehrsaufkommen an der Mondorfer Fähre sehr groß. So groß, dass der Fährverkehr zur Berufsverkehrzeit zwischen Mondorf und Graurheindorf nur mit zwei Fähren bewerkstelligt werden konnte. Die Fähren "Mondorf I"und "Mondorf II" gehörten für viele „Rhabarberbalkanbewohner“ zum täglichen Arbeitsweg, wenn sie nach Bonn mussten (Siehe Bilder - Aufgenommen 1969). Durch den Bau der Landstraße über die Sieg und den Bau der Friedrich-Ebert-Brücke Mitte der siebziger Jahre, verlor die Fähre nach und nach ihre Monopolstellung für einen schnellen Weg nach Bonn. Die beiden Fähren sind heute übrigens immer noch in Mondorf. "Mondorf I" dient heute als Bootshaus der Niederkasseler Rudergesellschaft und "Mondorf II" setzt, nach einem kurzen Intermezzo in Bonn Bad-Godesberg, noch heute jeden Tag in Mondorf über. Erlebt und niedergeschrieben haben diese Geschichten Eyke und Barbara Moskopp. Sie erzählen davon, dass früher alles etwas entspannter war und vom Einfallsreichtum der Fährleute.
Fährgeschichten
(Text und Bilder Eyke Moskopp)
Meine Frau Bärbel und ich wohnten damals in Bergheim (Sieg). Die allmorgendliche Fahrt zur Arbeit ging über die Mondorfer Fähre, denn es gab keinen schnelleren Weg nach Bonn. Eines morgens, die Fähre hatte gerade abgelegt, wollte eine ältere Frau ihre Fährkarte mit einem 50 DM Schein bezahlen. Ein plötzlicher Windstoß riss ihr den Schein aus der Hand und er landete flatternd im Rhein. Kein Problem für die Mondorfer Fährleute. Der Kurs wurde nach Zuruf an die Brücke geändert und die die Verfolgung des Fünfzigers wurde aufgenommen. Querab der Schiffwerft Lux hatte man den Geldschein endlich eingeholt. Mit einem Schöpfeimer fischte man nach dem Schein und konnte ihn nach einigen Versuchen „retten“. Nun musste die Fähre aber wieder ein ganzes Stück stromaufwärts und auch noch an das gegenüberliegende Ufer fahren. Das dauerte aufgrund der Strömung seine Zeit, denn für die Fahrt gegen die Strömung sind Fähren nicht gebaut. Nach einer guten einer halben Stunde hatten wir die Anlegestelle erreicht. Mit einem mulmigen Gefühl verließ ich die Fähre, denn ich hatte einen wichtigen Termin bei einem Kunden – und das auch noch zusammen mit meinem Chef. Als ich viel zu spät dort ankam, versuchte ich meine Verspätung zu erklären. Also: „Eine Frau; 50 DM; ins Wasser; Fähre nach gefahren...“ Da unterbrach mich mein Chef. „Moskopp“ sagte er erregt, „Denk' Dir was anders aus, die Geschichte glaubt Dir kein Mensch“.
Ein anders Mal standen Bärbel und ich gemeinsam in der Schlange und warteten auf die nächste Fähre. Jeder in seinem eigenen Wagen. Bärbel hatte einen Fiat 500 und ich einen VW1300. Da morgens immer reger Betrieb auf der Fähre war, versuchten die Fährleute die Stellfläche voll auszunutzen. Auf der vorderen Rampe konnten 3 kleine Autos stehen. Nach dem Anlegen ging ein Fährmann, den wir beide immer „Ziggar“ nannten, weil er nie ohne Zigarre anzutreffen war, an Land und winkte paffend 3 kleine Autos aus der Schlange. Das waren üblicherweise Fiat 500, Mini Cooper, Goggomobil u.s.w.. Er dirigierte sie auf die vordere Rampe. Bärbel war auch dabei. Erst dann durften die größeren Autos auf die Plattform. Wir hatten das andere Ufer fast erreicht, als ein Hydraulik Schlauch platzte und die Rampe sich einen halben Meter absenkte. Großes entsetzen machte sich breit. Aber die Fährleute hatten das schnell im Griff, der zweite Hydraulikschlauch hielt und alle kamen, wie immer, wohlbehalten am Graurheindorfer Ufer an.
Ein Andermal hatte die Fähre zwei 40 Tonner, die mit Kies beladen waren, an Bord. Vorsichtshalber schaute der Steuermann mit dem Fernglas den Rhein ab, ob die Wasserpolizei in der Nähe war. Als Nichts zu sehen war, gab er Gas – Aber in der Nähe der Siegmündung liefen wir dann auf Grund. Wieder war alles kein Problem und die Fährleute blieben gelassen! Kurzum wurde die zweite Fähre herbeigerufen, die uns von der Untiefe frei schleppte.
Eines Abends stand ich abends gegen halb Elf auf der Zufahrt der Fähre in Graurheindorf. Mehrere Autos warteten auf die letzte Fähre für diesen Tag. Es war still, denn alle hatten Ihre Motoren abgestellt. Die Stille wurde plötzlich von immer lauter werdendem Motorengeräusch jäh durchbrochen. Ein Auto raste mit hoher Geschwindigkeit über den Milchgasserweg heran. „Nun ja“ dachte ich mir „Der will die Fähre noch kriegen". Der Wagen schoss um die Ecke des Fähranlegers, fuhr Schnurstracks an der Schlange vorbei und landete mit großem Wasserspritzen fast ungebremst im Wasser. Der Motor war sofort aus und es war wieder still. Die Tür ging auf, eine Person sprang heraus und „Patsch, Patsch, Patsch“ hüpfte sie leichtfüßig an Land. Dann verschwand sie in der Dunkelheit. Das Auto versank langsam und gurgelnd. Weitere Insassen konnte man nicht ausmachen. Alle Wartenden stiegen aus und schauten sich ratlos an. Dann kam die Fähre und wir winkten und schrien lauthals: „Achtung! Halt! Da ist ein Auto im Wasser“. Die Fährleute reagierten nicht und winkten ungläubig ab. Mit einem lautem Knarzen, schrammte die Fähre über das Autodach. Nach mehren Tagen hatte die Feuerwehr das Auto 500 Meter stromabwärts gefunden. Ob der Fahrer jemals gefunden wurde, weiß ich leider nicht.
An die Zeit, in der wir die Fähre täglich benutzten, erinnern wir uns gerne zurück. Eine Fahrt blieb uns dabei ganz besonders in Erinnerung. Als wir am 20.10.1969 geheiratet hatten, fuhren wir von der Feier nach Hause, denn wir wollten am nächsten Morgen schon früh zu unserer Hochzeitsreise aufbrechen. In Brautkleid und Anzug fuhren wir auf die Fähre. Als „Ziggar“ an unser Auto trat und ich gerade bezahlen wollte, paffte Er kurz an seiner Zigarre und fragte: „Seidder verhierot?“. Ich bejahte das. Er grinste daraufhin und meinte „Dann bruchter hück nix zo bezohle. Veel Jlück“.