Wo kommt eigentlich der Rhein her?
Neulich beim Entspannen am Rheinufer kam die Frage auf, wo der Rhein eigentlich herkommt. Kurzerhand machten sich die Kallboys auf die Reise, um diese Frage zu klären.
An einem schönen Junitag starteten wir spätnachmittags zum ersten Abschnitt unserer Reise, der uns zum Autoreisezug-Terminal in Neu-Isenburg (bei Frankfurt) führte. Nach Ankunft unseres Zuges machten wir es uns im eigenen Abteil bequem und genossen die Fahrt Richtung Süden. Ziel war das norditalienische Alessandria, das wir am nächsten Morgen, nach einem ausgedehnten Frühstück im Zug, erreichten.
Von dort aus ging es ausgeruht über Mailand in Richtung Schweiz. Die Schweiz dann auch tatsächlich zu erreichen, stellte sich aber als überraschend schwierig heraus. Wir mussten nämlich anhalten, um noch eine Vignette zu kaufen und bei der Rückkehr zum Auto fiel bereits eine beträchtliche Wasserlache unter dem Wagen ins Auge. Die sommerlichen Temperaturen und der Stop-And-Go-Verkehr an der Grenze wahren wohl etwas viel für unser betagtes Kallmobil. Der in die Jahre gekommene Kühlerverschluss war verklebt und ließ den Druck im Kühlsystem so hoch ansteigen, dass zwei Kühlerschläuche geplatzt waren. Ohne Kühlwasser im Motor ging es nun erstmal nicht mehr weiter. Glücklicherweise war in der Nähe ein Abschleppwagen damit beschäftigt ein weiteres liegengebliebenes Fahrzeug aufzuladen. Der Fahrer rief gleich einen Kollegen mit einem weiteren LKW dazu, die Kallboys verteilten sich in die Führerhäuser und mit dem huckepack aufgeladenen Kallmobil ging es in die nächste Werkstatt nach Como. Aus verschiedenen vorrätigen Schläuchen bastelte man dort einen neuen unteren Kühlerschlauch zusammen. Den oberen Kühlerschlauch hatte man sogar noch neuwertig auf Lager! Mit neuem Kühlwasser gestärkt (und jetzt auch mit Vignette) gelang der zweite Anlauf die Schweizer Grenze zu überqueren dann auf Anhieb.

Die Heckflosse wird verladen.
Für den Aufstieg auf den Gotthardpass wählten wir die alte Passstraße, auch „Tremola“ genannt. Diese führt kurvenreich mit tollen Aussichtspunkten auf das Gotthardmassiv. Dank wenig Verkehr mussten wir nicht hetzen und das Kopfsteinpflaster passte gut zur historischen Straße.

Auf dem Gotthardpass
Am späten Nachmittag kehrten wir in Andermatt ein. Ein netter Hotelier half uns noch eine Kleinigkeit am Auto instandzusetzen, dann ging es in ein Steakhaus, dessen unglaublich leckere Blauschimmelsauce einigen von uns noch heute guter in Erinnerung ist.

Postkutsche in Andermatt
Am nächsten Morgen, nach einer kurzen Erkundung Andermatts, fuhren wir den Oberalppass hinauf. Auf dem Parkplatz an der Passhöhe steht eine Nachbildung des Leuchtturms, der an der Rheinmündung in Rotterdam steht, um auf die in der Nähe liegende Quelle des Vorderrheins hinzuweisen. Wer von hier weiter in Richtung Quelle will, muss das Auto stehenlassen und kann von hier aus in circa 3 Stunden zum Tomasee wandern. Dieser gilt als die Quelle des Vorderrheins. Die Kallboys entschieden sich die Natur unberührt zu lassen. So fuhren wir weiter auf der Passstraße, die nun talwärts hinunter ins Tal „Surselva“ führt.

Das Vorderrhein-Tal auch Surselva genannt.
Während der Abfahrt kann man immer mal auf den noch jungen Rhein blicken. Schließlich erreichten wir Disentis mit seinem sehenswerten Kloster.

Disentis
Anschließend erreichen wir Ilanz, das sich gerne „die erste Stadt am Rhein“ nennt. Was hier auffällt: diese Gegend des Kantons Graubünden ist zweisprachig: Ortsnamen oder Schilder sind teilweise auf Deutsch und rätoromanisch geschrieben.

Ilanz, die erste Stadt am Rhein
Nach einer Mittagspause fuhren wir weiter entlang des Rheins, bis die Straße bei Flims sich vom Rhein entfernt. Der Fluss durchfließt hier die Ruinaulta, eine bis zu 400 Meter tiefe und rund 13 Kilometer lange Schlucht des Vorderrheins zwischen Ilanz und der Mündung des Hinterrheins. Wer diese Schlucht erleben will, muss dies per Bahn oder Kanu tun. Vom Auto aus sieht man wenig, der Großteil der Strecke verläuft im Tunnel.

Der junge Rhein
Erst in Reichenau, wo Vorder- und Hinterrhein zusammenfließen, trafen wir wieder auf den Rhein. Dank der unterschiedlichen Farbe der beiden Flüsse sieht man deutlich, dass der Hinterrhein der wesentlich größere Fluss ist, und auch wenn der Tomasee gerne als DIE Rheinquelle bezeichnet wird, erscheint der Vorderrhein doch nur ein Zufluss des eigentlich bedeutsameren Hinterrheins zu sein. Damit ist die nächste Aufgabe klar: Wo kommt eigentlich der Hinterrhein her?

Reichenau, wo Vorder- und Hinterrhein zusammenfließen
Wir setzten unsere Fahrt in Richtung Süden fort und legten den ersten Stopp an der Via Mala ein. Dies ist eine enge und sehr tiefe Schlucht, in die sich der Rhein hier eingegraben hat. Ein Abstieg ist auf jeden Fall empfehlenswert, denn es ist beeindruckend, wie sich das Wasser hier durchzwängt. Marken an den Wänden zeigen fast unvorstellbare Hochwasserstände an und von Strudeln ausgewaschenes Gestein (sog. Strudeltöpfe) zeigen eindrucksvoll die Energie des Wassers.

Strudeltopf

Via Mala Schlucht
Der nächste Stopp der Reise lässt nicht lange auf sich warten: die Rofflaschlucht. Während die Via Mala gut ausgeschildert ist, ist der Eingang zur Rofflaschlucht eher unscheinbar. Man sollte ihn aber auf keinen Fall verpassen, denn für einen kleinen Eintritt gibt es hier viel zu sehen. Der frühere Betreiber des Gasthauses an der Schlucht sprengte eigenhändig in jahrelanger mühevoller Arbeit einen für Touristen begehbaren Weg durch die Schlucht zu einem nahegelegenen Wasserfall. Das Besondere daran: man kann unter dem Wasserfall hindurch gehen! Wer also einmal erleben will, dass der Rhein über ihn hinwegfließt, dem sei dieser Ausflug unbedingt empfohlen.

Rofflaschlucht
Am späten Nachmittag erreichten wir Splügen. Will man noch weiter zur Quelle des Hinterrheins muss man weiter zum gleichnamigen Ort Hinterrhein fahren. Obwohl Splügen sehr einladend wirkte, entschieden wir uns dennoch weiter nach Konstanz zu fahren, um dort zu übernachten und den nächsten Tag den Bodensee zu erkunden. So drehten wir um, fuhren nun wieder nach Norden. Ab dem Zusammenfluss in Reichenau heißt der Rhein nun „Alpenrhein“. Er verläuft schnurgerade und beiderseits eingedeicht neben der Autobahn nach Konstanz.
Der nächste Tag verlief vorerst autofrei. Bei strahlendem Sonnenschein ließen wir das Auto ruhen und stiegen stattdessen auf Schiffe um, die uns erst nach Meersburg brachten und schließlich zur Insel Mainau. Für uns war es faszinierend zu sehen, dass viele der dortigen Schiffe heimische Produkte der Mondorfer Lux-Werft waren.

FGS Möve - gebaut auf der Lux-Werft in Mondorf
An der Konstanzer Rheinbrücke waren wir allerdings etwas enttäuscht. Hier beginnt die Rheinkilometrierung – und dafür, dass die so eine bedeutende Stelle im Lauf des Rheines ist, findet sich hier kein einziger Hinweis. Unser Plan, den Rheinkilometer „0“ festzuhalten, war damit leider gescheitert.

Rheinkilometer NULL
Am Nachmittag fuhren wir dann zum berühmten Rheinfall bei Schaffhausen. Genaugenommen besuchten wir die Südseite bei Schloss Laufen, und dass können wir nur empfehlen. Hier kann man durch Tunnel im Felsen ganz nah ans Wasser heran oder sich auf einer Kanzel den Wasserfall entgegen kommen lassen. Per Boot kann man zur Insel in der Mitte des Wasserfalls übersetzen.

Rheinfall bei Schaffhausen
Den Abend und die Nacht verbrachten wir im nahegelegenen Singen, von wo aus es am nächsten Morgen heimwärts ging.
Jetzt bleibt eigentlich nur noch die Frage, wo der denn der Rhein hinfließt. Aber das klären wir dann ein anderes Mal….
Unser ganzes Rheinreise-Abenteuer finden Sie in unserer Videothek oder hier:
