Mondorf und die Rheinflößerei

Mondorf in frühen Darstellungen (Teil 2)

Das Bild des unbekannten Künstlers zeigt ein riesiges Floß am Ufer von Mondorf. Deutlich ist das Siebengebirge am Horizont auszumachen. Die Wahl des Motivs liegt aber nicht im Panorama begründet, sondern die Flößerei war über viele Jahrhunderte ein echter Wirtschaftsfaktor für Mondorf.

rba_195436 (Ansicht von Mondorf, Kölnisches Stadtmuseum, Köln)

Holz war damals ein begehrter Werkstoff in Gebieten, in denen die Bewaldung nur gering war. Besonders für den Schiffs-, Haus- und Deichbau wurde es in Holland benötigt, später auch im Ruhrgebiet für den Bergbau. Daher lohnte es sich finanziell durchaus, Holz aus Süddeutschland in den Norden zu schaffen. Der Rhein und seine Nebenflüsse waren dabei optimale Transportwege. So konnte Holz aus dem Schwarzwald über den Rhein, Holz aus den Vogesen über Saar und Mosel und Holz aus dem Fichtelgebirge und dem Frankenwald über den Main bis an die Nordsee geflößt werden.

Das dargestellte Floß ist ist riesig. Solche Flöße konnten eine Länge bis zu 330 Metern und eine Breite von bis zu 65 Metern erreichen. Sie benötigten bis zu 500 Mann Besatzung - allein 200 -300 Mann wurden benötigt, um das Floß über die sogenannten Streichen zu steuern. Jedes dieser 18 m langen Ruderblätter musste von bis zu 9 Mann bedient werden. Vorn und hinten befanden sich je ca. 20 dieser Ruder. Doch damit alleine konnte dass Floß nicht gesteuert werden. In engen Kurven, wurden seitlich versetzt, zudem Anker geworfen, um das Floß „um die Ecke“ zu ziehen. Auch hierfür waren wieder Leute nötig, denn die Streichen mussten ja weiter bedient werden.

Hinzu kamen noch Warschauer, Steuermann, Vorarbeiter, Köche, Arbeiter und Personal für Begleitboote. So erklärt sich der Aufbau von Zelten und Gebäuden auf dem Floß, denn die Mannschaft arbeitete, lebte und schlief während der Fahrt auf dem Floß. So wurden auch Unmengen Lebensmittel und sogar Schlachtvieh mitgeführt, um die Besatzung zu versorgen. Der (nicht nur finanziell) erhebliche Aufwand einer solchen Unternehmung diente jedoch der Gewinnoptimierung. Kleinere Flöße wären sicher mit weniger Leuten und auch viel einfacher zu steuern gewesen, jedoch rechneten sich durch die zu passierenden Zollstellen kleine Flöße nicht. Es war günstiger, einmal für ein großes Floß zu zahlen, als für viele Kleine. Zölle machten gut ein Drittel des aufzubringenden Kapitals aus.

So machten viele Landesherren am Rhein von ihren Passierzöllen, Vorkaufsrechten und dem Stapelrecht gebrauch. Besonders die Vorkaufsrechte waren zeitraubend. Benötigte man an in einem Ort Holz, so musste die benötigte Menge ausgekoppelt und an den Landesherren verkauft werden.

Der Herzog von Berg, zu dessen Herzogtum auch Mondorf gehörte, beanspruchte für sich ebenso ein Vorkaufsrecht für geflößtes Holz in seinem Bereich. Diese Rechte wurden in sogenannten Weistümern festgelegt. Diese wurden von rechtskundigen Männern mündlich weitergegeben oder auch schriftlich festgehalten. So heißt es im Bergheim-Mondorfer Weistum von 1579 unter Absatz vier:

Erst wenn der Herzog sein Holz hatte, oder sein Recht nicht geltend machte, durften die Flößer weiterfahren. Mondorf als diesen Umschlagplatz zu wählen, liegt in der geographischen Lage begründet. Zum einen war Mondorf der erste Ort am Rhein im Herzogtum Berg und zum anderen trafen hier auch die Flösse aus Dattenfeld über die Sieg ein. So legten die Flöße in Mondorf einen Zwangsstop ein um Holz zu verkaufen und Flösse umzubinden.

Hafenbucht Mondorf/Rhein, HB17689 - Bundesanstalt für Wasserbau

Dadurch konnten auch Mondorfer gut verdienen, denn der Lagerplatz des Holzes musste bewacht werden, die Flößer kauften Lebensmittel zu, und nicht wenige Mondorfer heuerten auf den Flößen an um Geld zu verdienen und vielleicht auch um die große weite Welt zu entdecken. Aber auch von den jungen Mondorfer Burschen wird berichtet, dass sie häufig mit den Flößern Zeit verbrachten. Gegen den Tausch von in Mutters Garten geklautem Gemüse, dass die Flößer für ihre „FlützeZupp“ benötigten gab es Flützebier – Bier dass die Flößer in rauen Mengen mitführten, denn jedem Flößer standen pro Tag mehrere Liter Bier zu.
Der Lagerplatz befand sich am Rheinufer zwischen dem Hafenschlösschen und dem Fähranleger. Dort wo heute das Italiänische Restaurant steht (und zuvor die Gaststätte Heinzen stand) befand sich eine Baracke, in der das Holzumschlagsbüro untergebracht war.

Kölnische Zeitung, Ausgabe vom 12. Mai 1844, Anzeige einer Versteigerung von FloßartikelnEs muss ein geschäftiger Umschlagplatz/Hafen gewesen sein, denn hier wurde alles Mögliche gehandelt. Bis bis in die 1950er Jahre wurden hier z.B. noch Bimssteine gelagert. So verwundert eine Anzeige vom 12. Mai 1844 aus der Kölnischen Zeitung nicht, in der Flößerei Artikel zu einer Versteigerung angeboten werden.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bekamen die Flößer jedoch Gegenverkehr auf dem Fluss. Mit der Einführung der Dampfschifffahrt wurde es voller auf dem Rhein und es wurde immer schwieriger große Flösse den Rhein hinabzusteuern. Anfänglich hatten die Flößer jedoch eine Vormachtstellung. So legte zum Beispiel die Preußische Regierung 1871 bei der Beantragung der Rheintauerei fest, dass die Schleppschiffe zusätzlich mit einem Schraubenantrieb auszustatten waren. Mit den Schrauben sollte auch die Manövrierfähigkeit gewährleistet werden, wenn das Seil bei Notfällen abgeworfen werden müsste. Da Kapitalflöße auf dem Rhein absoluten Vorrang hatten, musste die Schraubenkraft ausreichen, den Schleppzug bei abgeworfenem Seil aus dem Weg zu ziehen. Nachvollziehbar – man legt sich ja auch nicht mit einer Straßenbahn an.

Mit der Zunahme des Schiffsverkehrs und Schienenverkehrs sowie dem Wegfall der Zölle und Stapelrechte machte es jedoch immer weniger Sinn, Großlösse zusammenzustellen. Zwar konnten die Flösse nun mit Dampfkraft geschleppt werden, was sowohl den Personalbedarf als such die Fahrzeit reduzierte , aber dennoch wurde die Flößerei immer unrentabler. 1900 verließen noch 700 Flöße den Flößerort Kastel bei Mainz, schon 1950 waren es nur noch 53. Das letzte kommerzielle Floß schwamm 1968 den Rhein hinab.

Am 28.4.2022 war jedoch wieder ein Floss zu Gast in Mondorf. Mitglieder des Vereins „Schiltacher Flößer e.V.“ wollten mit dieser „Nostalgiefahrt“ an die Flößerei erinnern. Seit 2014 ist die Flößerei zudem als immaterielles Weltkulturerbe bei der UNESCO gelistet. Natürlich hatte das Floß nicht die Dimensionen wie die alten Holländerföße. Das 15 Meter lange Floß musste zudem einige behördliche Auflagen erfüllen. So wurden zum Beispiel für Notfälle zwei Außenbordmotoren mit in das Floß eingebaut. Dennoch wurden die Schiltacher Flößer gebührend im Mondorfer Hafen am Anleger des RYC vom Mondorfer Bürgerverein, der Bergheimer Fischereibruderschaft und zahlreichen Schaulustigen empfangen.

Schlitacher Flößer in Mondorf

Schlitacher Flößer in Mondorf

 

Quellen und Danksagung für diesen Artikel:

Wir möchten uns bei Roland Klinger bedanken, der uns aus seinem Archiv mit einer Vielzahl von Artikeln zum Thema Flößerei und seinem umfangreichen Wissen zu Mondorfer Geschichte unterstützte.

Weiterhin möchten wir uns bei Herrn Elmar Scheuren bedanken, der uns nach seinem Vortag zum Thema „Flößerei auf dem Rhein“ im Siebengebirgsmuseum noch für Fragen zur Verfügung stand.

 

Bild Quellen:

Text Quellen Internet:

Literatur Quellen:

  • Flößerei auf dem Rhein, Veröffentlichung des Siebengebirgsmuseums, Bouvier-Verlag Bonn, 1999, 3-416-02764-7
  • Troisdorfer Hefte 1973, Herausgeber Stadt Troidorf, Artikel: Das Bergheim-Mondorfer Weistum von 1579, Autor: Heinrich Brodesser
  • Kölnische Zeitung, Ausgabe vom 12. Mai 1844, Anzeige einer Versteigerung von Floßartikeln
  • Kölnischer Anzeiger, Ausgabe vom 12. Mai 1836, Inserat der „Ansicht des Floßbaues bei Mondorf“
  • General Anzeiger, Ausgabe vom 20. Mai 1892, Artikel über Fischerei bestätigt dass Mondorfer sich beim Floßbau verdingen
  • Montagszeitung, Ausgabe 17/22, „Flößer aus dem Schwarzwald besuchen Mondorf“
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